Schräger Humor und komischer Gang
Sich mit todernstem Gesicht völlig absurd zu benehmen: Darin ist John Cleese unbestrittener Meister. Ob als Beamter im „Ministerium für alberne Gänge“ oder als Kunde, der einen toten Papagei umtauschen will, als Profi in der „Streitklinik“ oder als chaotischer Hotelier der „Fawlty Towers“ – er verkörpert die perfekte und ins Surreale abgedrehte Parodie von „Englishness“, komplett mit steifer Körperhaltung und hochgestochenem Akzent. Cleese wird heute 80 Jahre alt und kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Und ja, er ist immer noch unglaublich komisch.
John Cleese – der übrigens „Cheese“ heißen würde, hätte sein Vater den Namen nicht ändern lassen – hat die Komikertruppe Monty Python mitgegründet. Sie stürmte Anfang Oktober 1969, also vor ziemlich genau 50 Jahren, erstmals mit ihrem „Flying Circus“ auf britische Fernsehschirme und feierte gleich Riesenerfolge. Mit ihrem schrägen, respektlosen und teilweise schwarzen Humor passte sie perfekt in die aufmüpfige Ära der späten Sixties und frühen Seventies. Die BBC-Show lief über vier Staffeln, Cleese verließ sie nach der dritten und war in dieser Zeit in über 100 Rollen geschlüpft. Er war es auch, der den Spruch „and now for something completely different“ („Und jetzt zu etwas ganz anderem“) prägte, der die Sketche ohne jeden inhaltlichen Zusammenhang aneinanderreiht und später der Originaltitel des ersten Monty-Python-Kinofilms war (bei uns hieß er „Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft“).
Ein weiterer Spruch, der unweigerlich mit Cleese in Verbindung gebracht wird, ist „don´t mention the war“, bloß nicht den Krieg erwähnen – und zwar dann, wenn man mit Deutschen zu tun hat. Basil Fawlty, der unbegabte Hotelier, nimmt sich das angesichts deutscher Gäste fest vor und scheitert krachend. Es empfiehlt sich immer, die Sketche und auch Fawlty Towers nach Möglichkeit im Original anzuschauen, selbst wenn man nicht jedes Wort versteht – aber in der Synchronisation geht so viel verloren. Und das ist einfach schade.
Eigentlich hat Cleese Jura studiert. In Cambridge war er Mitglied der „Footlights“-Theatergruppe, die über die Jahrzehnte eine Art Talentschmiede für Schauspieler und Komiker geworden ist – nicht zuletzt Emma Thompson und Hugh Laurie sind daraus hervorgegangen. Der Film „Ein Fisch namens Wanda“, der 1988 ins Kino kam, war einer seiner größten Erfolge. Cleese ist in zahllosen Filmen auch in Nebenrollen aufgetreten, darunter zwei James-Bond-Filme, in denen er den Nachfolger von Q gab, sowie zwei Harry-Potter-Filme.
Cleese nennt sich auf seiner Internetseite „Writer, Actor & Tall Person“, und alles trifft zu (immerhin ist er fast zwei Meter groß). Er ist in vierter (!) Ehe verheiratet, war im September auf Deutschland-Tournee, tourt im November durch die USA und scheint weit entfernt vom Ruhestand.
Happy Birthday, Mr. Cleese! Bleiben Sie uns noch lange erhalten, auch wenn Sie Ihre Tournee „Last Time to see me before I die“ genannt haben – letzte Gelegenheit, mich vor meinem Tod noch zu sehen.
Leserbriefe (2)
Bettina Scheuerich-Wagner
am 06.12.2019Online Team THE BRITISH SHOP
am 09.12.2019