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Die feine englische Art

Wer liest denn schon Gedichte? Die Briten!

Wer liest denn schon Gedichte? Die Briten!

Lyrik, alleine dieses Wort erinnert an Gedichte, die man unfreiwillig in der Schule gelesen hat, auswendig lernen musste und seitdem meidet. Man könnte also meinen, die Lyrik sei eine im Untergehen begriffene Kunstform. Doch in Großbritannien sieht das ganz anders aus, auch dank einer überraschenden Plattform für Gedichte: Instagram!

Von konventionellen Lyrikern werden die Dichter auf Instagram gerne mal verächtlich „Insta Poets“ genannt. In kleinen quadratischen Bildern werden dort Gedichte gepostet, von einfachen Texten auf einfarbigem Hintergrund bis hin zu kunstvoll handgeschriebenen Versen. Und: Das Konzept funktioniert!

Eine der bekanntesten britischen „Insta Poets“ ist Nikita Gill aus Belfast mit indischen Wurzeln. Sie hat über 570.000 Follower und veröffentlichte mittlerweile sechs Gedichtbände. Sie antwortet ihren Kritikern: „Instagram ist ein Medium der Veröffentlichung, kein Genre der Poesie.“
https://www.instagram.com/nikita_gill/

Eine weitere britische Dichterin auf Instagram ist Charly Cox. Mit über 44.000 Abonnenten nutzt sie ihren Kanal nicht nur für Gedichte, sondern auch, um Aufmerksamkeit auf das Thema „psychische Gesundheit“ zu lenken.
https://www.instagram.com/charlycox1/

Wilson Oryema ist ebenfalls auf Instagram aktiv. Das Multitalent – er ist nicht nur Dichter, sondern auch Model, Filmemacher und Umweltaktivist – lebt in London und nutzt Instagram auch, um kurze Filme von seinen Gedichten online zu stellen – absolut sehenswert!
https://www.instagram.com/wilson_oryema/

Es muss aber auch nicht immer Instagram sein! Brian Wilson, der gerne als „Poet Laureate of Twitter“ bezeichnet wird, beschreibt das Phänomen so: „Soziale Medien helfen dabei, Poesie in den Alltag der Menschen zu integrieren.“ Früher musste man in den Buchladen gehen, um einen Gedichtband zu kaufen, heute begegnen uns Gedichte, wenn man einfach durch Instagram und Co. scrollt.
https://twitter.com/brian_bilston

Und auch der diesjährige „Edwin Morgan Award“, der während des „Edinburgh Book Festival“ im August verliehen wurde, zeigt sich ganz modern: Die Gewinnerin Alycia Pirmohamed und einige Nominierte kann man sich als Podcasts anhören:
https://www.speculativebooks.net/podcast

Die Lyrik-Szene boomt also in Großbritannien. 2010 wurde Instagram gegründet, seit 2012 schlägt sich das in den Verkaufszahlen nieder. Im Jahr 2018 betrug laut einer Studie von Nielsen BookScan der Umsatz mit Gedichttexten und Anthologien 12,3 Mio. britische Pfund, Tendenz weiter steigend.

Und auch wenn sicherlich nicht alle Gedichte auf Instagram eines Shakespeare würdig sind, so ist die Entwicklung auf jeden Fall spannend!

Weitere britische Insta Poets zum Lesen:

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